37 km (702/3.237) 09:30 h
Noch 5 km nach Santiago

Heute hat mich der liebe Jakobus noch einmal so richtig gesegnet. Es hat fast den ganzen Tag geregnet.

War trotzdem ein sehr schöner Tag, denn es war nicht windig und ich konnte mit dem Schirm gehen und hatte dadurch auch viel Gelegenheit, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Zwischendurch ging es durch wunderschöne Eukalyptuswälder, die im Regen ganz besonders gewirkt haben.

Eine nette Polin habe ich auch getroffen, sie ist mir während des Weges aufgefallen, weil sie so freundlich war. Bei meiner Frühstückspause habe ich sie dann angesprochen und bin mit ihr ein paar Kilometer gegangen. Wirklich eine sehr nette, sympathische Pilgerin. Natalie hätte wahrscheinlich gesagt: „She is dancing on the camino!“

Gegen 16 Uhr bin ich dann am Berg der Freude, am Monte do Gozo, angekommen.

Von hier aus habe ich dann auch erstmals die Kathedrale von Santiago gesehen:

Es wäre sich leicht ausgegangen, noch bis Santiago zu gehen (4,5 km oder 1 h), aber ich habe mich doch entschlossen, dass ich lieber morgen in der Früh für  mich alleine und nicht müde den Rest gehe.

Ich freue mich einerseits schon sehr darauf, endlich nach 10 Jahren „anzukommen“, habe aber irgendwie ein komisches Gefühl dabei.

Mir werden sicherlich die Tränen kommen, vor allem wegen meines Schwiegervaters, der voriges Jahr verstorben ist.

Er hat mit mir oft vom Jakobsweg gesprochen, wäre ihn wahrscheinlich auch gerne selber gegangen und hat vor allem immer zu mir gesagt: „Das muss ein Gefühl sein, wenn du in Santiago ankommst!“

Ich weiß, dass er mir von oben zuschaut, dass er mir vielleicht auch beim Weg geholfen hat, aber dass ich es ihm nicht mehr sagen kann, wie es sich anfühlt, in Santiago anzukommen, stimmt mich einfach traurig.

Wird eine spannende Nacht und ein interessanter Morgen!!