Steine für Cruz de Ferro

Tag 14_20. Mai 2017_Von Astorga nach El Acebo

37 km (475/3.010) 10:30 h
Noch 232 km nach Santiago

Der heutige Tag mit dem Höhepunkt Cruz de Ferro war sicherlich der emotional beste Tag, den ich je am Camino verbracht habe.

In der Früh konnte ich nochmals die Kathedrale von Astorga im Sonnenlicht bewundern.

Kathedrale von Astorga im Morgenlicht

Bin dann (bis auf die kleine Ausnahme – siehe später) den ganzen Tag für mich allein gegangen und habe am frühen Nachmittag das Cruz de Ferro erreicht.

Es ist Brauch am Camino, dass man am Cruz de Ferro einen Stein ablegt, den man von zu Hause mitgenommen hat, und damit symbolisch eine Last, ein Problem, einen Wunsch, einen Dank, was auch immer, am Camino lässt und danach befreiter weiter gehen bzw. leben kann.

Ich trage seit zehn Jahren, immer wenn ich am Camino gehe, fünf Steine mit mir mit, die mir meine Familie damals im Mai 2007 mitgegeben hat. Es sind Gott sei Dank nur kleine Steine, aber sie haben doch eine große Bedeutung für mich.

Heute nun habe ich sie alle fünf einzeln in großer Dankbarkeit und Demut am Cruz de Ferro gelassen. Obwohl sehr viele Leute (eine deutsche Reisegruppe) anwesend waren, war es für mich doch ein Zeitraum der Stille und des Gebetes, in dem ich jedem einzelnen Stein mit speziellem Dank und Wunsch ablegen konnte.

Ich habe aber auch das leere Tascherl, in dem ich die Steine immer transportiert habe, am Cruz de Ferro gelassen.

Damit will ich symbolisch DANKE sagen für alle jene Menschen, die mich auf meinem Weg begleiten. Sei es in Gedanken, mit ihrem Gebet, auf Facebook oder über meinem Blog.
In diesem leeren Sack ist Platz für eure bewussten und unbewussten Sorgen und Lasten, die damit auch symbolisch am Cruz de Ferro bleiben können.

Die Ablage der Steine und des Tascherls war also für mich ein Moment, den ich gar nicht richtig beschreiben kann, einfach sehr, sehr bewegend.

Mein Freund Robert Stellnberger war vor einigen Tagen in der gleichen Situation und er hat mir dieses Foto von ihm zur Verfügung gestellt:

Am Cruz de Ferro
Am Cruz de Ferro

Ich finde das Foto besonders gelungen und es bedeutet mir auch deshalb so viel, weil ich den Menschen darauf kenne und weiß, was der Camino und das Cruz de Ferro für ihn bedeutet.

Ich habe am Vormittag auch Maria aus Graz kennen lernen dürfen, die mir erzählt hat, dass sie keine Steine mit nimmt, sondern zuhause ein Sackerl aufgehängt hat und ihre Familie und Freunde eingeladen hat, ein Streichholz in das Sackerl zu geben, das symbolisch für ihre Lasten, etc. steht.

Streichhölzer für das Cruz de Ferro
Streichhölzer für das Cruz de Ferro

Sie wird diese Streichhölzer morgen in ein Papier einwickeln und gemeinsam am Cruz de Ferro verbrennen.

Finde ich eine wirklich nette Idee. Ich habe es leider nicht geschafft, ein Streichholz zu organisieren, aber ich habe ihr zumindest einen Zahnstocher in das Sackerl gegeben und mir gefällt der Gedanke, dass mein Zahnstocher durch die anderen Streichhölzer entzündet und auch verbrannt wird.

Dass ich dann am Abend in einer neuen, wirklich schönen Pilgerherberge wieder auf Johann aus Schweden getroffen bin, hat den Tag so richtig abgerundet.

Unsere Herberge in El Acebo
Unsere Herberge in El Acebo

Es geht mir also richtig gut, ich freue mich auf die nächste Woche, die letzten Kilometer bis Santiago!

Buen Camino

2 Einträge bei “Tag 14_20. Mai 2017_Von Astorga nach El Acebo

    1. Servus Robert!
      Ja, der Rucksack ist leichter, dafür mein Hut mit den vielen Pins schwerer.(Mehr dazu in einem der nächsten Tage.)
      Danke für deine Unterstützung.
      Peter

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