Geschichte und Entstehung des Jakobsweges
Seit über 1.000 Jahren pilgern Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen nach Santiago de Compostella im Nordwesten Spaniens.
Der Jakobsweg ist damit also neben den Wegen nach Jerusalem und Rom der dritte große Pilgerweg der Christenheit und sicherlich derjenige, der in den letzten Jahren die größte Bedeutung erlangt hat.
Der Legende nach hat der Apostel Jakobus der ältere längere Zeit in Spanien gepredigt und gewirkt. Nach seinem Märtyrertod im Jahr 44 n.C. wurde er in ein Boot gesetzt, kam auf wunderbare Weise nach Spanien und wurde dort im Landesinneren beigesetzt.
Hunderte Jahre später wurde er dann von Hirten entdeckt, wobei ihnen dabei ein helles Sternenfeld auf die genaue Lage des Grabes hingewiesen haben soll. Im Mittelalter war daher der Jakobsweg auch als Weg der Sterne bekannt.
Auf jeden Fall entstand an der Stelle des gefundenen Grabes eine kleine Kapelle, die später – nachdem Rom die Echtheit der ???? anerkannt hatte – bis zu einer riesigen Kathedrale ausgebaut wurde.
Schon bald wurden dem Heiligen Jakobus große Wunder zugeschrieben, sodass sich im Mittelalter ein breiter Pilgerstrom und auch verschiedene Routen nach Santiago entwickelten.
Der Spruch „Europa ist am Jakobsweg entstanden“ hat also durchaus seine Berechtigung.
Auch die Tatsache, dass viele Verbrecher statt ins Gefängnis auf den Jakobsweg geschickt wurden, es auf dem Weg viele Wegelagerer und Gauner gab und auch das älteste Gewerbe der Welt dort vorhanden war, hat der Beliebtheit des Weges nicht geschadet.
Das nicht immer alles christlich abgelaufen ist, erkannt man auch daran, dass in Österreich Landstreicher, Strolche und Taugenichtse auch heute noch als „Pülcher“ bezeichnet werden.
Dabei entstammen alle Ausdrücke des Wortes Pilger dem mittellateinischen „pelegrinus“ und bedeuten eigentlich nur „der Fremde“.
Der heilige Jakobus wurde sogar missbraucht und Jahre nach seinem Tod wurde er noch als „Maurentöter“ zur Gallionsfigur im Kampf gegen den Islam. Er ist daher auch noch sehr oft nicht mit Muschel und Pilgerstab, sondern auch mit Schwert und Lanze auf einem Pferd kämpfend dargestellt.
Erst mit dem wallfahrtskritischen Protestantismus durch Martin Luther im 15. Jahrhundert nahm die Bedeutung der Wallfahrt, des Pilgerns ab und der Jakobsweg geriet mehr und mehr in Vergessenheit.
Gegen Ende der 80iger-Jahre des vorigen Jahrhunderts besannen sich die Menschen aber immer mehr der Tradition des Pilgerns, der Rückkehr zum einfachen, ursprünglichen Leben und auch zur Langsamkeit abseits der Hektik des Alltages und entdeckten den Jakobsweg neu.
Schriftsteller wie Paulo Coelho, Shirley McLaine und vor allem im deutschsprachigen Raum Hape Kerkeling (Ich bin dann mal weg) trugen mit ihren Büchern zur großen Beliebtheit des Weges bei.
Jakobswege in Europa
Europa ist am Jakobsweg entstanden. Wenn man sich diese Wege aus meinem ersten Pilgerpass anschaut, dann glaubt man das.
Der Jakobsweg ist also nicht nur der bekannte Camino Frances der in Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich am Fuße der Pyränen beginnt und über die Städte Pamplona, Burgos und Leon nach Santiago führt, sondern jeder Weg nach Santiago ist ein Jakobsweg.
Er beginnt also genau vor deiner Haustüre!!!
Begriffe und Geschichten, die man zum Thema Jakobsweg einfach wissen sollte
Pilgerpass (Credencial)
Den Pilgerpass, spanisch Credencial del Peregrino, sollte man als Jakobspilger immer dabei haben. Er dient auch als Herbergsausweis ohne den man in Spanien nicht berechtigt ist, in den Pilgerherbergen zu übernachten.
Außerdem wird mit ihm überprüft, ob man die für das Ausstellen der Pilgerurkunde La Compostela geforderte Strecke des Jakobsweges zu Fuß, Pferd oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wurde (am Stück und in Santiago endend: 100 km zu Fuß oder zu Pferd bzw. 200 km mit dem Fahrrad).
Es gibt ihn in Frankreich und Spanien in allen größeren Städten, wenn man ihn schon vor der Reise haben möchte, kann man ihn sich in Österreich am besten über die Jakobsgemeinschaft Tirol besorgen. Und es ist ein schöner Brauch, wenn der erste Stempel jener der Heimatpfarre ist.
Buen Camino oder doch Ultreya
Traditionell grüßt man sich am Jakobsweg mit „Buen Camino“, also „Guter Weg“.
Aus dem Mittelalter stammt der Spruch „Ultreya“, was soviel wie „Vorwärts! Immer weiter!“ bedeutet.
Oder man hält sich ganz tradionell an den Pilgergruß des weststeirischen Jakobsweg und wünscht einfach „An guat’n Weg.
Die Jakobsmuschel
Im Mittelalter diente die Jakobsmuschel zum Wasserschöpfen und in der Heimat als Beweis, dass man wirklich in Santiago de Compostela.
Heute wird die Jakobsmuschel bereits am Beginn der Reise am Rucksack befestigt und ist damit das äußerliche Zeichen, dass man sich auf dem Camino befindet.
Was hat das mit dem Cruz de Ferro zu bedeuten
Das Cruz de Ferro ist ein einfaches Eisenkreuz und liegt auf dem höchsten Punkt des spanischen Jakobsweges in 1500 m.
Es ist schöner Brauch am Jakobsweg, einenvon zuhause mitgebrachten Stein dort abzulegen und damit symbolisch seine Sünden, aber auch seine Sorgen und Probleme auf dem Camino zu lassen und dem heiligen Jacobus zu übergeben, damit man danach wieder frei und gestärkt ins „normale Leben“ zurückkehren kann.
Ich habe beim Start meines Weges von meiner Frau und meinen Kindern je einen (kleinen) Stein bekommen, die ich bei allen meinen bisherigen Etappen immer dabei gehabt habe und die ich heuer hoffentlich dort ablegen darf.
Der Weinbrunnen im Kloster Santa María la Real de Irache
Neben dem bekannten Kloster in Irache befindet sich eine Weinkellerer, die einen besonderen Brunnen gebaut hat. Aus einem der beiden Hähne kommt nämlich kein Wasser, sondern zur Erfrischung der Pilger Rotwein.
Es werden täglich 70 l Wein zur Verfügung gestellt, die trotz der Bitte um Mäßigung vor allem in der Hochsaison nur bis Mittag reichen.
Auf jeden Fall eine der ersten und wirksamsten Werbeaktion auf dem Weg!!
Das Hühnerwunder von Santo Domingo de la Calzada (*)
DIE bekannteste Legende am Jakobsweg.
Eine Pilgerfamilie aus Deutschland soll auf ihrer Wallfahrt in Santo Domingo de la Calzada in einem Wirtshaus übernachtet haben.
Die Wirtstochter fand den Sohn der Familie sehr attraktiv, der – fromm und keusch – ihr Angebot aber zurückwies. Sie wurde dadurch zornig und versteckte einen Silberbecher in seinem Gepäck.
Ihr Vater bemerkte am Folgetag den Verlust und schickte Soldaten aus, die auch schnell fanden, was sie suchten. Der junge Mann wurde nach kurzem Prozess aufgehängt und die Eltern zogen traurigen Herzens weiter nach Santiago.
Auf dem Rückweg kamen sie wieder an der Hinrichtungsstätte vorbei, wo sie ihr Sohn ansprach, dass er gar nicht tot sei, weil ihn (Version 1) der heilige Jakobus bzw. (Version 2) der heilige Santo Domingo gehalten habe.
Die Eltern liefen daraufhin zum Richter, der vor einem Teller gebratener Hühner saß, und berichteten das Vorgefallene. Der Richter antwortete, dass ihr Sohn so tot sei wie die beiden Hühner vor ihm, worauf diese sich erhoben und davonflatterten. Daraufhin wurde der Sohn ab- und die Wirtstochter aufgehängt und die Familie zog weiter nach Hause.
Das Weihrauchfaß „Botafumeiro“ in der Kathedrale von Santiago de Compostella (*)
Der Botafumeiro ist ein etwa 1,60 m großes und 54 kg schweres Weihrauchfass und gehört zu den Hauptattraktionen der Kathedrale von Santiago de Compostela.
Er hängt an einem etwa 66 m langen Seil und wird (aus Kostengründen) bei besonderen Messen (bzw. bei Kostenübernahme durch Sponsoren oder Pilger) von acht Männern in Bewegung gesetzt und bis hoch unter die Decke geschwungen.
Mittlerweile hat er also (fast nur) mehr touristische Gründe, im Mittelalter war er angeblich notwendig, damit man die Gerüche der Pilger ausgehalten hat.
Kap Finisterre – das Ende der Welt
Das Kap Finisterre (abgeleitet vom lateinischen finis terrae ‚Ende der Erde‘) ist ein Kap an der Westküste von Galicien im Nordwesten Spaniens und liegt etwa 90 km westlich von Santiago de Compostela .
Vielen Jakobspilgern gilt der Leuchtturm am Kap als das eigentliche Ende des Jakobswegs – der Camino a Fisterra endet hier.
Sie setzen also ihren Wegbis dorthin fort oder besuchen den Ort zumindest noch mit dem Bus.
Ich habe auf meinen bisherigen Wegen des öfteren Pilger getroffen, die bereits einmal in Santiago angekommen sind. Die einen waren ganz begeistert von der Kathedrale, die anderen vom Trubel und Lärm in Santiago – vor allem nach der Stille des Weges – enttäuscht und konnten erst in Finisterre ihre Weg wirklich beenden.
Unterschied Wallfahrt und Pilgern
Eine Wallfahrt findet in einem religiösen Rahmen statt; sie wird oft von kirchlicher Seite für eine Gruppe von Gläubigen organisiert.
Pilger sind nach diesem Sprachgefühl vereinzelter und freier unterwegs; auch wenn ihr Reiseziel traditionell-religiös ist, kann die Religion völlig in den Hintergrund treten.
Pilgern ist aber auch nicht Wandern!
Wandern bedeutet vor allem ruhiges Vorankommen; Pilgern ist ein bewegtes Innehalten.
Wandern ist die äußerliche Unternehmung, Pilgern ist der innerliche Vorgang.
Oder anders ausgedrückt: Man wandert mit den Füßen, aber man pilgert mit den Herzen!
(*) Quelle – Wikipedia