33 km (508/3.043) 09:30 h
Noch 199 km nach Santiago
Heute war ein richtiger Kampftag am Camino. Bin nach dem gestrigen Abend in der tollen Herberge bereits um 7.00 Uhr los, am Anfang hatten wir ziemlichen Wind, dann kam ein sehr unangenehmer steiler Abstieg und der Weg vor und nach Pontaferrada verlief größtenteils auf Asphalt.
Entschädigt hat mich die wirklich großartige Templerburg in Pontaferrada.
Wenn man sie betrachtet, kann man sich so richtig vorstellen, was dieser Anblick den Pilgern im Mittelalter bedeutet hat, die durch die Templer-Ritter auf diesem Jakobsweg einen besonderen Schutz gegen Raubritter und feindliche Angriffe genießen konnten.
Es waren heute relativ wenig Leute auf der Straße, dafür aber waren viele Pilger aufgrund der sonntags geschlossenen Geschäfte auch noch am späteren Nachmittag unterwegs waren.
Die Gegend war auch ziemlich trostlos, manchmal kam allerdings ein wunderschönes Mohnfeld als kleine Auflockerung:
Für mich war es trotzdem sehr schön, zuerst hatte ich viel zum Zeit für mich allein, und dann habe ich am Nachmittag zuerst Karsten aus Deutschland (Mittwoch vor Leon) und dann Gustav aus Schweden (vor zwei Tagen getrennt) getroffen.
Gustav hatte die besseren Argumente (Eine Flasche Rotwein, die wir gemeinsam beim Gehen geleert haben), sodass ich mit ihm zu einer wirklich tollen öffentlichen Herberge in Cacabelos gegangen bin.
Ihr braucht euch also keine Sorgen um mich machen, in der Gegend steht man unter einem besonderen Schutz:
Eine schöne Geschichte möchte ich euch heute erzählen, die ich vor einigen Tagen gehört habe.
Und zwar gibt es den Film „Dein Weg“, der von einem Vater (Martin Sheen) handelt, dessen Sohn am Jakobsweg tödlich verunglückt ist, und der statt ihm diesen Weg beschreitet und seine Asche auf dem Weg verstreut. Ein Hollywood-Film, aber trotzdem absolut sehenswert, da er meiner Meinung nach die Landschaft, die Stimmungen und die unterschiedlichen Typen des Weges gut einfängt.
Eine Paar aus Amerika hat den Film vor einiger Zeit gesehen. Der Mann wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass er bald sterben würde und hat sich von seiner Frau gewünscht, dass sie seine Asche ebenfalls auf dem Jakobsweg verstreut.
Nun soll sie gerade unterwegs sein und erfüllt damit gerade den letzten Wunsch ihres Mannes.
Schöne Geschichte, eine von vielen, die es hier gibt und die man teilweise auch selbst erleben darf.
Liebe Grüße in die Heimat und erschreckend, wie schnell die Zeit vergeht und wie nahe Santiago rückt.
Morgen wartet aber mit der Bergankunft in O Cebreiro auf 3.100 m noch eine besondere Herausforderung auf mich.
Sie wird aber zu schaffen sein, denn erstens geht es mir wirklich ausgesprochen gut (gute Kondition, bis auf meine Fieberblasen keinerlei Schmerzen) und zweitens habe ich mich verschrieben, es sind „nur“ 1.300 m!!!