2018-11-30_Der Job von Eltern (Das Erziehungs-ABC)

Heute gibt es zum ersten Advent-Sonntag einen Bericht vom Standard, der mittlerweile zwar bereits sechs Jahre alt, aber wie ich finde, immer noch absolut lesenswert ist.

Bei mir ist es einerseits schon zu spät dafür, meine drei Kids sind schon erwachsen.
Aber andererseits hat anscheinend Elfi  den Artikel schon vor zwanzig Jahren gekannt, so gut wie sie den Job gemacht hat.
(Und das soll bei dem Mann bzw. Vater was heißen!)

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine besinnliche Adventzeit mit viel Zeit für euch und eure Familie.

Peter

 

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Ein Lied von Udo Jürgens passt gut zu dem Thema:  Der gekaufte Drache
Gesungen übrigens 2014 in Zürich, bei einem seiner letzten Konzerte. Und hier gibt es den Liedtext dazu.

 

Bevor es jetzt aber zu ernst wird, das Lied kann ich auch empfehlen:   Christian Steiffen – Ich habe dir den Mond gekauft
(Super Lied, nur leider etwas sehr männerfreundlich und daher vielleicht doch nicht so passend für die Adventzeit!)

 

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Ein paar (harmlose) Witze dürfen dafür aber auch heute schon sein:

 

 

Für alle, die Berufliches und Privates nicht trennen können:
Be-ruf-li-ches
Pri-va-tes

 

Notiz von Oma auf dem Küchentisch: „Sind auf dem Friedhof.“
Opa hat darunter geschrieben: „Kommen aber wieder!“

 

Gestern waren meine Großeltern da. Es gab Tofu-Curry.
Opa: „Ich kann das aus Glaubensgründen nicht essen.“
Mama: „Was??!?!“
Opa: „Ich glaube nicht, dass es schmeckt.“

 

Wie nennt man einen studierten Landwirt? – Ackerdemiker

 

Das Schönste an den meisten Männern ist die Frau an ihrer Seite.
(Henry Kissinger)

 

Bevor ich meine Frau kennen gelernt habe, fühlte ich mich unvollständig.
Jetzt aber bin ich richtig fertig.

 

Mein Aufriss gestern in der Disco meinte zu mir, sie ruft mich an, wenn sie daheim ist.
Die Arme, es sieht ganz danach aus, als wäre sie obdachlos.

 

Und noch was zum Nachdenken:
UBER, das weltweit größte Taxiunternehmen, besitzt keine Fahrzeuge.
FACEBOOK, das weltweit größte Medium, macht keine Inhalte.
Und AIRBNB, der weltweit größte Anbieter von Unterkünften, besitzt keine Immobilien.
Etwas Interessantes passiert gerade.
(Tom Goodwin)

 

 

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Der Job von Eltern (Das Erziehungs-ABC)

Bericht aus dem Standard (Online) vom 26.11.2012

 

Von A wie Aufmerksamkeit bis Z wie Zuwendung: Der Kinderpsychiater und Schriftsteller Paulus Hochgatterer lehrt uns sein Alphabet für Erziehungsberechtigte

A
Am Anfang steht die Aufmerksamkeit. Merkt ein Kind, dass es zu wenig davon bekommt, steigert es seine Aktivität und wird unruhig. Das nennt man dann ADHS.

B
Hier könnte man zeitgeistkonform über Bindung und Beziehung sprechen oder, sofern man ein wenig verzopft ist, über Benehmen. Viel wichtiger ist allerdings das Banale: das Jausenbrot, das gemeinsame ‚Malcolm mittendrin‘-Schauen oder die Frage: Wann bist du zu Hause?

C
Eltern, die immer noch meinen, der Computer sei vor allem ein süchtig machender Krankheitserreger, sollte man fragen, warum sie ihren Kindern so wenig Realitätssinn zutrauen.

D
Erstens: Dummheit ist ein unidirektionales Phänomen; es geht immer von Erwachsenen auf Kinder über und nie umgekehrt. Zweitens: Doktorspielen führt nie zu Frühschwangerschaften, sondern in erster Linie dazu, dass man sich mit den spezifischen Gegebenheiten am Unterbau des anderen Geschlechtes zeitgerecht auskennt.

E
Kinder brauchen einige Dinge mit E. Zum Beispiel brauchen sie Erwachsene, also Menschen, die ihnen vor Augen führen, dass es sich lohnt, mit der Welt vertraut zu werden. Sie brauchen Eltern die erstens tatsächlich auf den Elternsprechtag gehen und zweitens danach nicht ewig angefressen sind. Schließlich brauchen sie die Erzählung, das heißt, all jene Geschichten, die wir Großen üblicherweise bei uns behalten, weil wir sie für zu traurig, zu peinlich oder zu banal halten.

F
Vergessen Sie den Quatsch mit den Grenzen. Kinder brauchen Freiheit!

G
Auch wenn Ihre pubertierende Tochter die Augen verdreht, bestehen Sie darauf, ihr zum Geburtstag eine Torte auf den Tisch zu stellen, sie die Kerzen ausblasen zu lassen und die alljährlich gleiche Ansprache zu halten: „Ich kann mich noch gut erinnern …“

H
Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, Ihrem Kind ein Haustier zu schenken, stellen Sie sich zwei Fragen. Erstens: Will ich mich tatsächlich um Futter, Auslauf und Kistl kümmern? Zweitens: Wovon versuche ich mich gerade freizukaufen?

I
Die bedeutungsschweren I-Begriffe aus der Psycho-Schublade lassen wir, wo sie sind: Identität, Identifikation, Idealisierung. Es gibt auch den Körper und die Impfung. Die Impfung ist eine gute Gelegenheit, Ihrem Kind zu zeigen: Wenn es wehtut, bin ich bei dir. Und: Es ist mir wichtig, dass du gesund bleibst.

J
Der Job von Eltern ist es, sich überflüssig zu machen.

K
Es sollte uns klar sein, dass unsere Kinder, während wir uns mit Fragen der Konstanz, Kontinuität und Konfliktfähigkeit auseinandersetzen, mit Kiffen und Küssen beschäftigt sind. Das macht mehr Spaß. Manche von uns erinnern sich dunkel.

L
Es gibt zwei Dinge, die sind so groß, so anziehend und so gefährlich, dass es gar nichts ausmacht, zu stammeln, zu erröten oder ganz leise zu werden, wenn man versucht, über sie zu sprechen. Das eine ist der Tod, das andere die Liebe.

M
Sehr früh schon versuchen Kinder sich psychische Prozesse in ihrem Gegenüber vorzustellen. Diesen Vorgang nennt man Mentalisierung. Weil es sehr nett ist, was die Kinder da tun – sich vorstellen, was wir Erwachsene denken, fühlen, wünschen und befürchten -, sollte man erwägen, sich diese neue Vokabel zu merken.

N
Das wichtigste Wort in der Entwicklung des Kindes: Nein!

O
Der Osterhase ist ein Wesen, das künstlerische Freiheit (die Gestaltung der Eier) und die Notwendigkeit einer gewissen Verwaltung (die gerechte Verteilung derselben), also Imagination und Realitätsbezug, in sich vereint. Aus psychiatrischer Sicht spricht somit gar nichts dagegen, an ihn zu glauben.
Zur Ohrfeige fällt mir nichts ein.

P
Die Pubertät ist unter anderem durch zwei Dinge gekennzeichnet, die ebenfalls mit P beginnen, durch das Paradoxon und das Pathos: Die Dinge bedeuten stets das Gegenteil, und die Bühne ist immer zu klein. (Der Schlüsselbegriff für die elterliche Überforderung ist übrigens die Pause.)

Q
Aus einem Querkopf wird selten ein Versager.

R
In der Ruhe der Eltern liegt die Kraft der Kinder, auch wenn, umgekehrt, die völlig unbegreifliche Ruhe der Kinder oft die Hauptquelle des mütterlichen bzw. väterlichen Kraftverlustes darzustellen scheint.

S
Natürlich könnte man sich an dieser Stelle ausgiebig mit Schule, Sex und Sucht befassen und sich genauso ausgiebig Sorgen machen. Kurzweiliger und weniger anstrengend ist es, sich zu fragen, welches Spiel man der jungen Bande am Abend vorschlägt: Monopoly, Das verrückte Labyrinth oder vielleicht doch zum hundertsten Mal Die Siedler von Catan.

T
Zwei Gründe, warum Sie mit Ihrem Kind übers Taschengeld reden sollten: Wenn Sie mit Ihrem Kind über Geld reden, fühlt es sich ernst genommen. Wenn Sie mit Ihrem Kind über Geld reden, fühlen Sie, wie Sie es ernst nehmen.

U
Vor allen anderen Rechten hat ein Kind das Recht auf seinen persönlichen Umweg.

V
Es gibt Kinder, die intensiver als andere in ihren Vorstellungen leben. Sie phantasieren, träumen und lassen sich nur ungern aus ihrer imaginierten Welt zurückholen. Das irritiert uns Erwachsene, die wir gelernt haben, uns vor allem darauf zu konzentrieren, was wir Wirklichkeit nennen.

W
Weihnachten oder Ostern? Was mich betrifft: Weihnachten (trotz der kreativen Potenz des Osterhasen). Außerdem soll hier auf den Widerspruch als Entwicklungsindikator hingewiesen werden; darauf, dass Kinder, die widersprechen, mutig genug sind, es zu tun; darauf, dass sie eine eigene Meinung besitzen; schließlich darauf, dass Eltern oder Lehrer, die ein Problem mit Widerspruch haben, offenbar ein Problem mit Mut und Meinung haben.

XY
Erziehung ist auch die Fähigkeit, nicht zu allem etwas zu sagen zu haben – zum Beispiel zu X oder zu Y.

Z
Die Zuwendung kommt zum Schluss. Die Gute-Nacht-Geschichte. Die warme Milch mit Honig. Die Hand. All die unoriginellen Dinge, die es immer schon gegeben hat.

 

(Paulus Hochgatterer, DER STANDARD, Family, 26.11.2012)

 

 

Und hier geht es zum Originalbericht, Der Standard, 26. November 2012

 

 

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