2017-08-18 – Steirer und Tschüss

Bevor ihr mit einem Geheimnis der steirischen Sprache vertraut gemacht werdet, gibt es noch eine lustige Seite im Internet, mit der ihr eure Österreichkenntnisse überprüfen könnt.

 

Und zwar werden auf der Landkarte jene Orte mit den kuriosesten Namen vorgestellt.

 

Wenn ihr also schon immer wissen wolltet, wo z.B. Fucking, Hühnergeschrei, Kotzgraben, Sausack und Rinderschinken liegen, seid ihr hier genau richtig:

 

https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=1BNOUJr4uEhdPyA7srS2Y2b-B5Gw&ll=47.732233022546424%2C13.430285499999968&z=8

 

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.

 

Peter

 

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Sei immer du selbst.
Außer du kannst dich verbessern.
Dann sei jemand anders!
(Tse-Tang der Ältere)

 

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Warum wia Steira ned „TSCHÜSS“ sogn kinnan:

 

Wenn sich zwei Steirer voneinander verabschieden, fallen in der Regel für jedermann verständliche Worte wie Ciao oder Servas.

Das ursteirische Pfiati stößt in manchen Bundesländern bereits auf Abschreckung und Unverständnis. Warum aber sagen die Steirer eigentlich nicht einfach Tschüss wie sonst im deutschsprachigen Raum?

In der steirischen Sprache gibt es den Umlaut Ü gar nicht!

Wie bitte? In der steirischen Sprache gibt es kein ü? Das kann doch gar nicht sein, es gibt doch fast unendlich viele Wörter, die ein ü enthalten, oder?

Fühlen wir der Steirischen Sprache einmal auf den Zahn, was den Umlaut ü betrifft, und wir werden sehen, dass der Steirer tatsächlich immer einen Weg findet, dem ü aus dem Weg zu gehen!

In der Steirischen Sprache gibt es nämlich mehrere Phonetik-Regeln, die bestimmen, wie das geschriebene ü in der Sprache klingen muss.

 

Regel 1:

 

Im einfachsten Fall wird der Umlaut ü einfach durch den ähnlichen Vokal u ersetzt. Das dürfte auch Auswärtigen keine allzu großen Umstellungsschwierigkeiten bereiten.

 

Hochdeutsch Ü  ==>         Steirisch U:

 

drücken = druckn
Mücke = Muckn
hüpfen = hupfn
Brücke = Bruggn
Püppchen = Pupperl

 

Regel 2:

 

In vielen Fällen wird der Umlaut ü durch den in der Steirischen Sprache ohnehin viel gebrauchten Vokal i ersetzt. Auch diese Regel ist in der Praxis schnell umsetzbar.

 

Hochdeutsch Ü  ==>         Steirisch I:

 

Schüssel = Schissl
Krüppel = Krippl
Dübel = Dibl
Büffel = Biffl
Tüftler = Diftla
Strümpfe = Strimpf
Hütte = Hiddn
Glück = Glick

 

Regel 3:

 

Mit der dritten Regel wird der Umlaut ü durch eine Kombination zweier Vokale ersetzt. Man beginnt mit einem schrillen i, welches man schleifend in ein a rüberzieht.

 

Hochdeutsch Ü  ==>         Steirisch IA:

 

müde = miad
Hosentür = Hosndial
Kühe = Kia
süß = siaß
Füße = Fiaß
gemütlich = gmiatli
Schürze = Schiazngrün = gria
Blümchen = Bliaml
Tür = Tia
früh = friah
Tücher = Tiachln
dafür = dafia
Prüfung = Priafung

 

Regel 4:

 

Ist auf ein Wort, welches ein ü enthält, keine der Regeln 1-3 anwendbar, so wird das Wort durch ein neues ersetzt.

Steirisch-Lernende müssen hier ganz einfach Wörter lernen, genau so, als würde man Französisch oder Spanisch lernen.

Hochdeutsch Ü  ==>         Steirisch Neues Wort:

 

küssen = bussln
pflücken = brockn
Pfütze = Lockn
Rücken = Buckl
Gülle = Jauchn
Hühnchen = Hendl
Mütze = Haubn

 

Man sieht also, dass der Steirer mit allen Mitteln versucht, dem ü aus dem Weg zu gehen!

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