2017-12-29_Jahresende

Weihnachten ist vorbei und Silvester steht vor der Tür!

Oder anders gesagt:
„Ich esse nie wieder was!!!“   wird bald von   „Ich trinke nie wieder was!“    abgelöst.

 

Aber egal, wie wild oder ruhig ihr rüberrutscht, ob ihr vielleicht sogar Karten oder sonstige Spiele spielt, ich wünsche euch auf jeden Fall Zeit für euch, für eure Familie und eure Freunde, Zeit um Kraft zu sammeln für das neue Jahr.

Und ich wünsche euch vor allem ein neues Jahr ohne Angst und große Sorgen, mit soviel Erfolg, wie man braucht, um zufrieden zu sein und nur so viel Stress, wie man verträgt, um gesund zu bleiben, mit so wenig Ärger wie möglich und mit so viel Freude wie nötig, um 365 Tage lang glücklich zu sein.

 

Alles Gute, liebe Grüße und ein schönes erstes Wochenende 2018!!!

 

Peter

 

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Wer sich nicht findet, steht meist neben sich.
(Tse-Tang der Ältere)

 

Das war jetzt übrigens der letzte Spruch unseres lieben Freundes. Für 2018 gibt es leider keinen aktuellen Kalender.
Werde aber versuchen, mir noch was einfallen zu lassen.

 

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Und noch etwas!!!

 

Es gab im Jahr 2017 sicher viele Momente, in denen ich euch …

… ge- bzw. verstört habe …
… böse oder grantig gemacht habe …
… hoffentlich auch mal zum Schmunzeln oder gar Lachen gebracht habe …
… euch vielleicht sogar belästigt (#metoo) habe …
… euch auch manchmal verwirrt oder überrascht habe …
… und euch vor allem mit Mails überhäuft habe.

Dafür möchte ich mich entschuldigen und euch gleichzeitig sagen, dass es im Jahr 2018 wahrscheinlich genauso weitergehen wird!

 

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Seid bitte am 1. Jänner besonders vorsichtig im Straßenverkehr.
Viele Männer trinken zu Silvester und lassen deshalb ihre Frauen fahren.

 

Wenn wir die guten Vorsätze zum Jahresbeginn ohnedies immer brechen, warum nehmen wir uns dann nicht schlauerweise vor, zuzunehmen und weniger Sport zu treiben?
(Jim Miller, US-amerik. Humorist)

 

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Diese Predigt habe ich bereits einmal vor langer, langer Zeit (Silvester 2004) geschickt.
Mir ist sie jetzt wieder einmal untergekommen und sie hat mir einerseits immer noch sehr gut gefallen und andererseits nichts von ihrer Aktualität verloren, sodass ich mit diesem Text meine Mail-Saison 2017 beeenden möchte.

 

Kartenspiel am Silvesterabend

(Dr. Reinhold Stecher, Bischof von Innsbruck – Predigt im Innsbrucker Dom zu Silvester 1986)

 

Heute habe ich einen etwas ungewöhnlichen Anknüpfungspunkt für eine Besinnung am Vorabend des neuen Jahres.
Vor ein paar Tagen bin ich mit einem Bekannten ins Gespräch gekommen. Die Rede kam auch auf den Silvesterabend, und er hat zu mir gesagt: „Weißt du, wir mögen den ganzen Silvesterwirbel nicht, wir setzen uns gemütlich zusammen und machen einen Kartler …“

Diese an sich belanglose Bemerkung hat mich nicht mehr losgelassen. Der Gedanke an das Kartenspiel am Silvesterabend hat mich die Gedanken weiterspinnen lassen. Wir wird es gemischt sein, das Kartenspiel des kommenden Jahres, das Kartenspiel der Zeit, das Kartenspiel meines Lebens, Ihres Lebens, das Kartenspiel der Geschicke und der Geschichte?

Was werden wir für ein Blatt in die Hand bekommen, was wird uns zugewiesen?
Vieles müssen wir sicher hinnehmen, aber wie beim Kartenspiel bleibt uns eines: Wir müssen Trumpf ansagen! Was soll der Trumpf sein, der alle anderen sticht?

Und bei dieser Trumpfansage bitte ich Euch, ein bisschen zu verweilen.

 

Da ruft der eine „Trumpf ist Eichel!“

Seit urdenklichen Zeiten ist in Tirol Eichel die Symbolfarbe für das Negative, das Unglück, das Leid, den Misserfolg und die Enttäuschung.Nun – wir werden alle im Kartenspiel des kommenden Jahres auch Eicheln vorfinden, der eine mehr, der andere weniger. Wir können die Eicheln im Leben nicht unter dem Tisch verschwinden lassen. Sie sind im Spiel. Aber Trumpf – Trumpf dürfen sie nicht sein. Weder das Leid noch das Böse ist die Karte, die alles sticht. Nicht einmal der Tod macht den letzten Stich. Sagt doch der heilige Paulus: „Tod, wo ist dein Stachel?“

Es gibt zwar viele Stimmen in unserer Zeit, die laut und leise sagen: Eichel ist Trumpf! Diese Welt ist schlecht, diese Gesellschaft ist nichts wert, dieser Staat taugt nichts, alles ist schlecht. Aber wir sollten uns von der Propaganda des Negativen und dem Geschäft mit der Angst nicht überwältigen lassen. Christus hat nämlich gesagt: „Habt Mut, ich habe die Welt überwunden …“ Und darum ist Eichel nicht Trumpf.

 

Ein anderer meint: „Trumpf ist eindeutig Schell!“

Die Macht, der sich alles unterzuordnen hat, ist das Geld, das Ökonomische, die Wirtschaft, die Prosperität!
Nun, wir geben es ganz offen zu, wir haben alle ganz gern ein paar Schellen in den Karten, und wir wollen Gott danken, wenn sie reichen. Das gilt vom Haushalts- bis zum Kirchenbudget. Manchmal sind die Schellen recht ungleich verteilt. Und vielen, die nur einen mageren Schell-Siebener im Spiel haben, wünsche ich von Herzen fürs nächste Jahr ein besseres Blatt.

Aber trotzdem, so wichtig diese Farbe ist, Trumpf kann nicht Schell sein. Sie ist nie die Karte, die alle anderen sticht. Wenn es um die fundamentalsten Probleme des menschlichen Zusammenlebens oder des Lebens überhaupt geht, sticht Schell nicht. Geld ist nie der Weisheit letzter Schluss. Darum sagt auch der Herr: „Was nützt es dem Menschen, wenn der die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet?“ Schell kann nicht Trumpf sein.

 

Viele rufen heute: „Laub ist Trumpf!“

Das Grün der Gräser und Bäume, die Schönheit der Schöpfung, die Reinheit der Luft, die Klarheit des Wassers, die bedrohte Umwelt – das sind die Werte, die sich in unserer Epoche zu Recht in den Vordergrund geschoben haben. Wir zerstören Gottes Garten. Man muss nur die Liste der aussterbenden Tierarten studieren oder die Leute besuchen, die entlang der Autobahn wohnen, wie ich es getan habe.

Aber ist Grün der Trumpf, der alles sticht?
Die Umwelt ist ein wichtiger Bereich des Lebens, aber ihre Bedrohung liegt ja tiefer, sie liegt in uns. Der große deutsche Biologe und Anthropologe Joachim Illes hat einmal geschrieben: „Die sterbenden Wälder und die stinkenden Flüsse zeigen nur an, was in uns stinkt und stirbt …“
Schon das erste Paradies wurde durch die Fehlhaltung des Menschen zerstört, der sich zu Gott machen wollte. Grün muss heute viele wichtige Farbstiche machen, aber der Trumpf, der alles sticht, muss noch umfassender sein. Wenn wir Trumpf ansagen, müssen wir ganz ins Wesentliche gehen. Wer dem Wort Christi folgt, „Bleibt in meiner Liebe“, der umarmt auch die Schöpfung …

 

Und so bleibt nur mehr eine Farbe: Trumpf ist Herz!

Damit kommen wir der Sache näher. Wer das Herz am rechten Fleck hat, wird mit den Eicheln zurechtkommen, wird die Schellen gut verwalten und richtig einschätzen, wird Ehrfurcht vor der Natur entfalten und für sie eintreten.
Unsere Welt ruft nach Herz. Man möchte Väter und Mütter mit Herz, Partner mit Herz, Lehrer mit Herz, Krankenschwestern mit Herz, Beamte mit Herz, Politiker mit Herz, Seelsorger mit Herz. Wenn man’s genau nimmt, ist die verlässliche, hingebende, vernünftige menschliche Liebe die größte Sehnsucht unserer Zeit. Herz ist gefragt, auch im religiösen Bereich. Man muss nur sehen, wie heute im kirchlichen Leben jene Dinge anzusprechen sind, die auch das Gemüt ergreifen.

Aber wenn ich zur Jahreswende zu rufen wage, „Herz ist Trumpf“, dann hat das noch einen tieferen Grund. Hinter dem Kartenspiel des Lebens, hinter Eichel, Schell und Laub, hinter den Siebenern und Assen, den großen und kleinen Geschicken, hinter unserem menschlichen Lieben, hinter dem Leben, der Geschichte, der Welt taucht ein Herz auf, das die Mitte dieses Universums ist.

Und von diesem Herzen heißt es: „Seines Herzens Sinnen waltet von Geschlecht zu Geschlecht, ihre Seelen dem Tod zu entreißen und sie im Hunger zu nähren …“ Und darum ist Herz Trumpf, heute und morgen und immer – wegen des gottmenschlichen Herzens, das die Mitte der Welt ist.

 

Und so, meine Lieben, ist dieses Kartenspiel am Silvesterabend, das wir jetzt gespielt haben und immer wieder spielen müssen, nicht nur eine Unterhaltung, eine Tändelei, eine Zerstreuung.

Es ist ein Spiel im Sinne jenes alten Liedes, von dem die letzte Strophe heißt:

Drum Brüder, Schwestern, schließt den Kreis,
das Leben ist ein Spiel.
Und wer es recht zu spielen weiß,
gelangt ans große Ziel!

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